Obsidian
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12. Dezember 1999

 
 
 
  Obsidian - Verpackung   Obsidian
  Bomico / Rocket
  Science / Segasoft

  getestet von
  Thomas Lohmann
  www.rainbowtom.de
 
 
Zugegeben, Obsidian ist nicht mehr das neueste Spiel - der üblichen Halbwertzeit in der PC-Games-Szene nach gerechnet, ist es sogar uralt... aber das muß ja noch lange nicht heißen, dass auch die Idee bzw. die Umsetzung automatisch veraltet ist... und das ist es hier mit Sicherheit ganz und gar nicht! Obsidian ist einfach ein klasse Spiel... für alle Puzzle-wütigen geradezu Pflicht. Und das ist nicht mal schwer umzusetzen, denn inzwischen ist Obsidian spottbillig (keine 20,-DM...)
 

Worum geht's?

Auf den ersten Blick das alte Schreckgespenst: da macht sich ein Computer selbständig und dreht durch - aber dort stehenzubleiben wäre zu voreilig. Hier handelt es sich um eine Mischung aus Technikgläubigkeit, Alpträume, selbstdenkende PC's und Abhängigkeit. Häh? Wie das? Recht einfach:

Zwei Wissenschaftler, Lilah und Max, haben einen "Super-Computer" entwickelt, der die Welt vor einer ökologischen Katastrophe gerettet hat. Die beiden machen Urlaub - und Max ist plötzlich verschwunden, nachdem sie ein seltsames steinähnliches Ding gefunden haben, das rasend schnell wächst - den Obsidian. Allerdings ist dieser "Felsen" das Portal zu einer anderen, bizarren Welt - und doch keine andere Welt, da dort Dinge wiedergefunden werden, die die beiden aus ihren Träumen kennen. Lilah betritt dieses Portal und muß Max suchen und finden, so nebenbei noch herausfinden, was denn eigentlich los ist - und natürlich die Welt oder etwas ähnliches retten. 4 verschiedene Welten warten dann darauf, erforscht zu werden und jede Menge Rätsel dazu...

Diese Welten ähneln erstaunlichen Vorgängen in den Träumen der beiden oder konterkarieren auch nur real vorliegende Sachzwänge im Leben von Forschern... als erstes landet Lilah in einer Art "Büro", durch den sie einen Weg zum Bürochef finden muss. Diese Mischung aus verlorener Orientierung (die Wände sind Decken sind Böden sind Wände...), Genehmigungen, Kontaktschwierigkeiten und ähnlichem machen diese Bürokratie zu einer angsteinflößenden und skurrilen Welt. Danach warten noch drei andere, genauso abgedrehte Welten auf eine intakte Kombinationsgabe. Sehr schön sind auch die Umsetzungen von Träumen - man geht durch eine Tür und landet nicht im Nebenzimmer, sondern in einer völlig anderen Welt - sowas gibt es eben nur in Träumen. Dabei finden sich viele Spuren, die in die Irre führen oder auch nur zur Erheiterung dienen: das Ping-Pong-Spiel zum Beispiel ist für den Verlauf völlig irrelevant - aber es macht Spaß und fördert den Ehrgeiz. Und keiner weiß, dass es unnötig ist... und von solchen falschen Spuren gibt es viele. Jede Menge Dinge lassen sich anklicken und anschauen und bewegen sich vielleicht sogar - aber das ist eigentlich völlig egal. Wichtig sind diverse Rätsel und die haben es in sich. Findet man hier und da vielleicht noch einen Hinweis, muß man später durchaus nochmal zu dem Rätsel zurück und plötzlich ist eine andere Lösung gefragt... Und wenn endlich alles geschafft ist, ganz am Ende stellt sich die Frage: den Hebel bewegen und damit das eigene Werk zerstören oder nicht?

Dahinter steckt ein tiefenpsychologischer Ansatz: meine Erfindung ist nicht nur von mir abhängig, sondern ich auch von meiner Erfindung? Und was ist, wenn das Ding dort plötzlich nicht mehr von mir abhängig sein will und seinem eigenen Willen gehört? Deus ex machina? Vielleicht lieber nicht darüber nachdenken...
 

Besonderes:

Hervorzuheben ist der geniale Einfall, die Gesetze der Schwerkraft und der Dimensionen in der ersten Welt zu vergessen... man muss erstmal auf die Idee kommen, die Wand hochzugehen um auf der Decke - die dann ja Boden ist - weiterzuspielen. Alles mögliche anfassen (besonders die Bücher in der Bürokratie, bitte - es ist schon ungewöhnlich, wenn die nicht nach unten, sondern zur Seite fallen...), ausprobieren und sogar Tastaturen zu benutzen... das ist vielleicht nichts besonderes mehr, aber es ist schon lange nicht mehr mit so viel Charme, Esprit und Spielwitz umgesetzt worden.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist das Inventar - nur ein Ding gleichzeitig. Mehr wird zwar auch nicht gebraucht - aber wenn man sich mal wieder verlaufen hat, und was neues dazupacken möchte, hat man ein Problem... eine recht lineare Spielführung also.

Was aber gar nicht schön ist: 5 CDs werden gebraucht - bei den Massen an Daten kein Wunder. Jedoch artet das sehr schnell in ein wildes CD-Wechseln aus - besonders in der zweiten Welt ist es egal, in welcher Reihenfolge die Puzzles angegangen werden - sie sind jedoch auf verschiedenen CDs. Alle 10 Minuten die CD zu wechseln macht einfach keinen Spaß und bringt einen zu oft aus dem Spielfluß.

Voller Erbarmung mit dem armen Spieler liegt gleich ein Lösungsheft dabei - aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Zwar wird darin beschrieben, wie man sich einen Weg durch das Spiel bahnt - aber suchen muß man die Rätsel meistens schon selber - und die sind teilweise gut versteckt. Manche lassen sich auch nicht nach einem vorgegebenen Schema lösen sondern entwickeln sich dank Zufallsgenerator immer wieder anders - aber dank dem Heft weiß man dann schon mal, was eigentlich Sache ist und worauf man achten sollte.
 

Grafik und Audio:

nun ja - die Grafik ist eigentlich wunderschön anzuschauen. Überall liebevoll animierte Hintergründe durch die man sich fröhlich klickt - wenn der kurze Weg von einem Punkt zum anderen nicht leicht ins pixelige abgleiten würde. Man kann nur an bestimmten Punkten stehen und sich von dort aus weiterklicken - der photorealistische Hintergrund während einer Kamerafahrt bleibt dank QuickMovie einigermaßen erkennbar, aber es ist doch bedeutend häßlicher als die "stillen" Hintergrundbilder. Diese bieten dafür wunderschöne, ziemlich abgedrehte und skurrile Bilder. Zu meckern gibt es allerhöchstens bei der vorgegebenen Auflösung von 640x480 - ist der eigene Rechner auf eine höhere Auflösung eingestellt, muß man sich halt mit einem mehr oder weniger dicken Rahmen abfinden. Diverse Video-Einspielungen passen bestens und sind sorgfältig arrangiert. Dazu eine großartige, recht minimalistische Musik von Thomas Dolby & Headspace, die sich hervorragend der jeweiligen Situation anpaßt, leicht jazzig daherkommt und doch meistens nur aus einem diskret klimpernden Klavier oder einer jaulenden Flöte besteht...
 

Fazit:

Schön, klasse, genial. Wie man sieht, sind ältere Spiele nicht unbedingt grundsätzlich von gestern, sondern bieten durchaus diverse Anhaltspunkte, die auch heute noch erstaunlich sind und einen ins Schwärmen geraten lassen.

Perfect Game
 
Wertung: 1-
 
      Gehört zur Kategorie
      "Sollte man haben".
      Besonders zu em-
      pfehlen für Men-
      schen, die der Tech-
      nik nicht blind und
      gläubig gegenüber-
      stehen sondern lie-
      ber selber denken -
      und die Spaß an den
      schwersten Puzzles
      haben, die mir seit
      langem unterge-
      kommen sind.
 
 

  • völlig bizarre
    Welten
  • ausgezeichnete
    Grafiken
  • hübsch mystisch
  • passende Videos
  • bockschwere
    Puzzles
  • gute Schauspieler
  • Verwirrung durch
    falsche Spuren
  • übersichtliches
    Inventar
  • genialer
    Soundtrack
  • kleine, süße
    Spielchen dabei
  • ein Lösungsbuch,
    das nicht alles
    verrät
  • minimale System-
    anforderungen
  • hervorragend um-
    gesetzte Traum-
    Architektur
 

  • seltsames Inven-
    tar mit nur einem
    Teil
  • keine logische
    Reihenfolge
    der CDs
  • Überblendungen
    leicht pixelig
  • Auflösungen nicht
    verschieden
    einstellbar
 

 
Screenshot 1 Maschinendom

Screenshot 2 Himmelsrätsel

Screenshot 3 Die Piazza

Screenshot 4 Mysterien...

Screenshot 5 Wasserrätsel

Screenshot 6 Hinweise

Screenshot 7 Verschlungene Wege

Screenshot 8 Kosmos

Screenshot 9 Das All(es)

Screenshot 10 Das Ende